
Von
Marc Schröder
08.10.2017 | 08.10.2017, 11:22
Krimi
Der Krimi dreht sich um die Pornofilm-Szene
Die Mordkommission München arbeitet am Sonntagabend im Tatort, natürlich in Person der Kommissare Leitmayr und Batic. In der Folge „Hardore" geht es für die Ermittler ins Pornofilm-Milieu. Ob das schlüpfrig oder sogar explizit wird, dazu mehr in unserer Tatort-Vorschau.
Die junge Marie Wagner wird halbnackt und erdrosselt in einem Geschäftsgebäude in der Münchner Innenstadt aufgefunden. Die Räumlichkeiten waren für den vorigen Abend für die Dreharbeiten eines Hardcore-Pornofilms angemietet worden. Dem Anschein nach war Marie die einzige weibliche Darstellerin, ansonsten eine große Anzahl maskierter Männer. Für die Ermittler Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl) und Ivo Batic (Miroslav Nemec) geht es bei der Tätersuche auch um die Widersprüchlichkeiten in der Münchner Porno-Industrie. Durch die Spurenlage müssen die Kommissare auf klassische Ermittlung, Befragungen und Indiziensuche setzen.
Batic und Leitmayr sind Tatort-Konstanten seit mittlerweile 26 Jahren, das führt gelegentlich zu Attitüden eines alternden Ehepaares, wenn es aber um die Tätersuche geht, dann macht den beiden so schnell niemand etwas vor. Es sei denn, es geht um die Mittel moderner Kommunikation und Szenen, mit denen sie altersbedingt nichts mehr zu tun haben. Doch dafür gibt es in München seit jeher die Innendienst-Kollegen. Seit 2014 ist diese Funktion an Karl-Heinz „Kalli" Hammermann leibhaftig und hilft wahlweise bei Fragen moderner Technik oder Fakten- und Szenerecherche. Konkretes Episoden-Beispiel: Kommunikationsweg WhatsApp und was ist eigentlich ein Bukkake?
Keine Angst, dieser Tatort ist nur vom Titel her „Hardcore", bietet zwar auch nackte Haut, aber ist weniger explizit als etwa eine Folge „Game of Thrones". Worauf man vorbereitet sein sollte, ist ein gewisser Ekel, der sich in manchen Momenten der Folge einstellt, meistens dann, wenn die Handlung am Porno-Set spielt. Ansonsten bewegt sich "Hardcore" auch bei den sprachlichen Anzüglichkeiten nur in der Frequenz etwas über das Maß eines durchschnittlichen Rotlicht-Krimis hinaus. Dieser Tatort bleibt bis auf kleine Momente zotenfrei. Da wo es um eindeutige Handlungen sexueller Natur geht, wird im Tatort geschickt mit Ironie, Absurdität oder Dramaturgie gearbeitet.
Der Tatort aus München ist zuverlässig, wenn es darum geht, solide Krimikost zu bieten. Das gilt auch für die Folge „Hardcore". Trotz des schlüpfrigen Metiers, in dem sich die Ermittlungen bewegen, bleibt diese Episode in den richtigen Momenten sachlich und baut einige Tatmotive auf. Wobei immer die Zwiespältigkeit zwischen Gesellschaft und Porno-Industrie mitschwingt. So macht man aus solidem Krimistoff einen sehr gut unterhaltenden Tatort.
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