SC Verl beeindruckt auf Bundesliga-Rasen sogar den eigenen Trainer

Verl/Paderborn. Um die Ausgangslage – Liga-Schwergewicht gegen unerfahrenen Neuling – zu beschreiben, blätterte Thomas Wagner weit zurück. &bdquo;Als der 1. FC Magdeburg 1974 den Europapokal der Pokalsieger im Finale gegen den AC Mailand gewonnen hat, war der SC Verl noch in den Ligen des Kreises Gütersloh unterwegs", erklärte der Moderator von &bdquo;Magenta-Sport" seinen Zuschauern. Die erlebten dann am Dienstagabend beim Verler 3:1-Sieg gegen Magdeburg allerdings, dass in der 3. Fußball-Liga weder Tradition noch Namen oder gar Marktwert des Kaders (3,5 Millionen gegenüber 5,88 Millionen) die entscheidende Rolle spielen. Die Wahrheit ist halt – frei nach Adi Preißler – auf’m Platz. Trainer Capretti ist zufrieden &bdquo;Und da habe ich eine Mannschaft gesehen, die brannte, mutig und angriffslustig war. Jeder hatte Bock und war bereit, die Fehler des anderen auszumerzen." Der Verler Trainer Rino Capretti war sichtlich angetan von der auf einer imponierenden Laufleistung beim fortwährenden Pressing beruhenden Überlegenheit seiner Mannschaft. Tatsächlich dauerte es mehr als eine Stunde, bis die Gäste aus Sachsen-Anhalt erstmals gefährlich in den Verler Strafraum eindringen konnten. Besonders zufrieden registrierte der Coach – er ist halt studierter Pädagoge – die raschen Lernfortschritte seines Teams. Tatsächlich zeigten die Schwarz-Weißen nicht nur in der Abwehr jene Effizienz, die ihnen bei den Niederlagen gegen Rostock (2:3) und in Unterhaching (1:2) zuvor abgegangen war, sondern auch in der Offensive. Klaren Vorsprung ohne Zittern über die Zeit bringen? Drei Tore aus drei klaren Einschussmöglichkeiten durch Sturmführer Zlatko Janjic mit seinen Saisontreffern drei und vier (7., 51.) sowie durch den überzeugenden Startelfdebütant Berkan Taz (52.) sorgten für eine vorentscheidende 3:0-Führung. Aber kann man auch lernen, so einen klaren Vorsprung ohne Zittern über die Zeit zu bringen? Denn die Magdeburger bäumten sich doch noch auf, als Andreas Müller nach 65 Minuten das 1:3 erzielte und die Verler im Gefühl des sicheren Sieges für eine kurze Phase diesen einen Schritt weniger machten, den sie bis dahin ihrem Gegner stets voraus gewesen waren. Doch weil seine Elf nach dem kleiner Wackler wieder zweikampfstark dagegenhielt, musste Rino Capretti nie fürchten, dass der Sportclub noch den Ausgleich kassieren würde. Keine Zuschauer in der Arena Sein Magdeburger Trainerkollege Thomas Hoßmang (&bdquo;So wie wie wir in der ersten Stunde darf man sich nicht präsentieren") suchte lange nach Erklärungen, warum der FCM den Erwartungen nicht gerecht geworden war. Eine Rolle könnte gespielt haben, dass der SC Verl mit der &bdquo;Trainingsspiel-Atmosphäre" in der menschenleeren Benteler-Arena in Paderborn wesentlich besser zurechtgekommen war. &bdquo;Wir kannten das ja auch schon von den Aufstiegsspielen gegen Lokomotive Leipzig", stellte Capretti fest. Und der SCV-Coach sah &bdquo;in dem Bundesliga-Rasen hier" noch einen Vorteil für seine spielfreudige Elf. Nächstes Heimspiel wieder in Verl Auch wenn der Umzug problemlos klappte, weil der Drittligist mit der Stadionanmietung auch das Hygienekonzept des SC Paderborn und dessen Dienstleister für Security, Technik und Reinigung übernommen hatte, war das Verler Organisationsteam um Hans Katzwinkel (&bdquo;Was für ein Aufwand für 182 Menschen, die heute hier sein dürfen") nicht wirklich glücklich. &bdquo;Richtig Spaß macht so ein Spiel doch nur, wenn Zuschauer dabei sind, und das am liebsten bei uns an der Poststraße", räumte Marketingleiter Mario Lüke ein. Immerhin: Beim nächste Heimspiel am Samstag, 31. Oktober, gegen den FSV Zwickau wird Lükes Wunsch erhört. Das findet nämlich in Verl statt.

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