Zukunft des Nahverkehrs in OWL: Wie teuer wird das Deutschlandticket?

Bielefeld. Ein Ticket für alle Busse und Bahnen – in ganz Deutschland: Das klingt nach einem Erfolgsprojekt; doch in der Region OWL gibt es in den Augen der Akteure noch Luft nach oben. Das hat mehrere Gründe – und soll sich ändern. Die wichtigsten Fragen und Antworten: Wie gut wird das Ticket in OWL angenommen? Nach aktuellen Zahlen wurden im Tarifraum &bdquo;Teuto OWL“ – also in den Kreisen Minden-Lübbecke, Herford, Gütersloh, Lippe und der Stadt Bielefeld – bislang 596.000 Deutschland-Tickets verkauft. Immerhin: Der Verkauf ist in jedem Quartal angestiegen; so wurde es im ersten Quartal rund 101.000 Mal verkauft und zuletzt bereits knapp 142.000 Mal. Wo gibt es Probleme? Kurz gesagt: Von dem Ticket profitieren aktuell vor allem die Kunden, die ohnehin schon regelmäßig Bus und Bahn fahren, also die Bestandskunden. Sie haben bislang für ein Abo mehr Geld bezahlt, fahren jetzt also günstiger. Neukunden werden bislang aber noch nicht so gut erreicht. Dabei ist das ja ein großes Ziel der Politik – also, dass Menschen ihr Auto künftig stehen lassen, um stattdessen Bus oder Bahn zu fahren. Das Unternehmen Westfalen-Tarif mit Sitz in Bielefeld teilt mit, dass in Westfalen nur neun Prozent &bdquo;echte Neukunden“ sind. Bleibt der Preis von 49 Euro stabil? Nein, damit ist nicht zu rechnen. Bund und Länder diskutieren aktuell, wie teuer das Ticket künftig sein soll. Eine Erhöhung ist im Prinzip sicher. Offen ist aber noch die genaue Höhe. Der Geschäftsführer der OWL-Verkehr GmbH, Oliver Mietzsch, warnt vor einer zu starken Preiserhöhung. Die könne Neukunden abschrecken, befürchtet Mietzsch: &bdquo;Ich persönlich halte eine Preiserhöhung um zehn Prozent, also fünf Euro, für akzeptabel. Ich glaube, alles, was darüber hinaus geht, würde die Attraktivität gefährden.“ Wann ist mit einer Erhöhung zu rechnen? Eine Einigung wollen Bund und Länder in den nächsten Wochen erzielen. Einen neuen Preis wird es dann aber noch nicht geben, sagt Mietzsch: &bdquo;Gelten soll die Erhöhung ab dem 1. Januar. Die Verkehrsminister der Länder planen, den künftigen Preis im Herbst zu beschließen, falls der Bund sich nicht endlich dauerhaft zur auskömmlichen Finanzierung bereitfindet.“ Wie können Interessierte das Ticket in OWL buchen? Das Ticket wird in den meisten Fällen als Chipkarte ausgegeben, erklärt Mietzsch. &bdquo;Wir arbeiten daran, dass es häufiger als App verwendet wird, da das unter anderem unsere Betriebskosten senken würde.“ Am Automaten gibt es das Ticket nicht. In OWL ist das Deutschland-Ticket zum Beispiel in den vier Mobilitätszentralen der OWL-Verkehr zu kaufen – in Bielefeld, Detmold, Herford und Minden und seit Kurzem auch in Lemgo. Interessierte können es ebenfalls bei den Verkehrsunternehmen in OWL erhalten – zum Beispiel bei Mobiel in Bielefeld oder den Stadtwerken Detmold oder Gütersloh. Oder sie buchen es online unter teutoowl.de Welche Vorteile haben Arbeitgeber? Mietzsch bezeichnet die Arbeitgeber als &bdquo;wichtige Zielgruppe“. Der Grund: Wenn sie bereit sind, mindestens 25 Prozent des Preises zu erstatten, gibt das Verkehrsunternehmen noch mal 5 Prozent Ermäßigung drauf – dann kostet das Ticket nur noch 34,30 Euro. &bdquo;Wir sehen bei den Arbeitgebern auf jeden Fall noch Luft nach oben. Dafür braucht es aber die Sicherheit, dass es das Ticket auch langfristig gibt, damit Arbeitgeber diesen Schritt wagen“, sagt Verkehrsexperte Mietzsch. Ist bekannt, wie das Ticket in den verschiedenen Landesteilen angenommen wird? Ja, Experten sehen vor allem im ländlichen Raum noch Verbesserungsbedarf. &bdquo;Da gibt es noch Räume, in denen das Ticket noch nicht so angenommen wird. Das liegt am ÖPNV-Angebot und an der Bekanntheit des Tickets“, sagt Mietzsch. Bundesweit gibt es aktuell 11,2 Millionen Menschen, die das Ticket jeden Monat nutzen. Laut Mietzsch gibt es Untersuchungen, die besagen: Etwa 17 Prozent der Bevölkerung haben das Deutschlandticket bereits und etwa acht Prozent sagen: Wir würden es in den nächsten zwei Monaten kaufen. &bdquo;Jedes Prozent mehr würde deutschlandweit ungefähr 300 Millionen Euro an Einnahmen bringen“, sagt Mietzsch. Besteht das Risiko, dass das Ticket auch wieder ganz vom Markt genommen wird? Diese Ungewissheit schwebt immer ein bisschen mit. Mietzsch glaubt aber: &bdquo;Die Politik kann sich gar nicht erlauben, dieses Ticket sterben zu lassen. Es ist eines der wenigen positiven Ergebnisse der aktuellen Verkehrspolitik.“ Das Deutschlandticket überzeuge vor allem mit seinem &bdquo;unschlagbar“ günstigen Preis – und damit, dass es &bdquo;super einfach handhabbar“ sei. &bdquo;Es macht den ÖPNV leicht zu nutzen.“ Hat es die Busse und Bahnen in OWL wesentlich voller gemacht? Nein, eine &bdquo;Überlastungssituation“ in Bus und Bahn wie zu Zeiten des 9-Euro-Tickets stelle man aktuell noch nicht fest, sagt Mietzsch. &bdquo;Wir stoßen noch nicht an unsere Kapazitätsgrenzen.“

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